Von der Eisverkäuferin zur Unternehmerin

Wie Senobia Lázaro Puma Frauen in Bolivien stark macht
VON: Rebecca Vermot - 22. September 2025

Mit 14 Jahren wurde Senobia Lázaro Puma allein mit ihren jüngeren Geschwistern in Sucre, der Hauptstadt von Bolivien, zurückgelassen. Ihre Eltern gingen zurück aufs Land, weil sie in der Stadt keine Arbeit fanden. Sie wollten aber auch, dass ihre Kinder die Schule besuchen, was auf dem Land nicht möglich war. Senobia musste nun Geld verdienen, um für sich und ihre Geschwister zu sorgen. Sie jobbte und büffelte – und beschloss, mit erst 15 Jahren und noch während ihrer Schulzeit, abends eine Gastronomieausbildung zu machen. «Es war eine harte Zeit, aber ich wollte nicht aufgeben. Ich kämpfte», sagt Senobia. 

Bald begann sie, mit ihrer Schwester Noémi Glacé herzustellen.

Zur Unternehmerin mit Unterstützung von Helvetas

Senobias Wille und Kampfgeist beeindruckten viele Menschen. Und so erfuhr sie von einer Stiftung, die Helvetas in Sucre mitgegründet hat und die Jungunternehmer:innen fördert. In verschiedenen Kursen lernen junge Menschen, was es für ein erfolgreiches Unternehmen braucht: Vom Businessplan über Buchhaltung zu Marketing und Auftrittskompetenz – die Chance für Senobia! Senobias Pläne waren schon so gut durchdacht, dass sie bald ein Startkapital von der Stiftung erhielt, um mit ihrem Glacé-Business durchzustarten. Statt Tiefkühler-Platz zu mieten, kaufte sie ein eigenes Gerät. Statt das Eis von Hand zu rühren, besorgte sie eine Glacémaschine. So professionell unterwegs, erhielt sie einen Verkaufsstand in einem beliebten Park in Sucre.

Senobia Lázaro Pumas Pilz-Glacé ist berühmt – und äusserst lecker. Im Park verkauft es sich gut.
Frauen, die sich aus der Armut befreien, befreien nicht nur sich allein. Sie nehmen ihre Familien mit – aber auch andere Frauen. 

Was Senobia einst als kleines, informelles Geschäft mit ihrer Schwester gegründet hatte, ist heute das Unternehmen «Meraki» – das ist griechisch und steht für Leidenschaft und Hingabe. Meraki beschäftigt neben den beiden Schwestern Dutzende Frauen.

«Ich arbeite nur mit Frauen zusammen», sagt Senobia. In Bolivien, wo oftmals Machos das Sagen haben, sind Frauen meistens finanziell abhängig von ihren Männern – und oft häuslicher Gewalt ausgesetzt. «Zusammen arbeiten wir an ihrer Unabhängigkeit, damit diese Frauen die Gewalttäter verlassen können. Das ist auch wichtig, damit die Kinder nicht das Verhalten ihrer Väter lernen und übernehmen.»

Frauen stärken – ein Unternehmen mit Mission

Die Frauen von Meraki arbeiten in der Produktion und im Verkauf, viele mehr liefern die Zutaten für die Glacen – alle natürlich und aus der Umgebung von Sucre.

Senobia kauft ihnen Pilze, Bohnen, Johannisbrot, Datteln und viele andere einheimische Wildfrüchte ab. Es sind mutige Zutaten, aber sie sind beliebt. Für die Kinder produziert Senobia Oreo-Eis und gibt immer eine winzige Kugel einer anderen Sorte dazu. «So lernen sie neue Geschmäcker kennen», lacht sie.

«Wir alle haben unsere Fähigkeiten. Ohne all die Frauen rund um mich herum wäre ich heute nicht da, wo ich bin.»

Senobia Lázaro Puma, Glacé-Produzentin

Senobia bezahlt faire Löhne und versichert ihre Partnerinnen – «Angestellte» will sie sie nicht nennen, das werde den Frauen nicht gerecht. Die Öffnungszeiten der sieben Verkaufsstellen sind an die Möglichkeiten der Frauen angepasst. Und mit den Landfrauen, die die Rohstoffe sammeln, experimentiert Senobia an Verarbeitungsmöglichkeiten für die Wildfrüchte herum, damit diese noch mehr verdienen.

Lokale Zutaten, faire Chancen

Meraki ist als Unternehmen registriert. Früher waren die Hürden für Jungunternehmer: innen in Sucre riesig. Helvetas hat zusammen mit zahlreichen Verbänden und Unternehmen die bürokratischen Verfahren vereinfachen können. Meraki hat ausserdem – mit Unterstützung der Stiftung, die Helvetas mitgegründet hat – eine Bio- Zertifizierung erhalten.
Das alles bringt Senobia Rechtssicherheit.

Senobia und Noémi sind die kreativen Köpfe ihres Unternehmens Meraki und tüfteln gerne an neuen Eis-Geschmäckern aus natürlichen Zutaten herum.

«Wir alle haben eine Bestimmung im Leben. Ich weiss, wovon ich spreche. Ich weiss, wie schwierig das Leben sein kann. Ich kenne die Kämpfe, die Frauen führen müssen», sagt Senobia, die selbst ein Kind aus einer schwierigen Beziehung hat.

Genau darum nimmt sie Frauen auf ihrem Erfolgsweg mit. Genau darum fördert Helvetas in allen Projekten bewusst und gezielt Frauen. Damit der Erfolg Kreise zieht – jetzt erst recht!

Redaktionsleiterin "Partnerschaft"
Rebecca Vermot

#JetztErstRecht

Unser Einsatz für eine gerechte, friedliche und nachhaltige Welt ist heute wichtiger denn je. 

Wie wir Menschen in Bolivien unterstützen

Helvetas unterstützt in Bolivien Bauernfamilien dabei, ihre Produktion dem Klimawandel anzupassen. Und wir setzen uns für eine bessere Abfallentsorgung ein.