© Helvetas / Patrick Rohr

Migration und Flucht

Migration gehört zum Lebensentwurf vieler Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben. Migration ist aber oft auch Folge von Gewaltkonflikten, politischer Verfolgung, Ausbeutung oder den Folgen des Klimawandels. Immer hat Migration dabei Auswirkungen auf die Entwicklungsprozesse in den ärmsten Ländern und ist daher für die internationale Zusammenarbeit von Bedeutung.
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Seit jeher ziehen Menschen vorübergehend oder für immer in andere Regionen – unfreiwillig oder aus freien Stücken. Wohin sie migrieren, hängt zum einen von den eigenen Möglichkeiten ab, zum andern von den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie von der jeweiligen Schutzgewährung.

Bedeutung und Risiken der Arbeitsmigration 

Für ärmere Länder ist die Bedeutung von Arbeitsmigration gross. Allein die Rücküberweisungen (engl. Remittances) – Geld, das Migrierende nach Hause schicken – betrugen 2023 laut Weltbank weltweit 656 Milliarden US-Dollar, was dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Belgien entspricht. In mehr als 60 Ländern machen Rücküberweisungen 3 Prozent oder mehr des BIP aus, und kleine, fragile Staaten sind noch stärker von Rücküberweisungen abhängig. 

Diese Rücküberweisungen tragen entscheidend zur Existenzsicherung der armen Bevölkerung bei. Darüber hinaus kommt Entwicklungsländern der Know-how-Transfer und das Investitionspotential ihrer Diaspora zugute. Denn viele Arbeitsmigrantinnen und -migranten verbessern ihre berufliche Qualifikation und erhöhen ihren Lebensstandard. Dies erlaubt ihnen, bei einer späteren Rückkehr direkt zur (lokalen) Entwicklung beizutragen. 

Der Nutzen von Migration ist im Übrigen gegenseitig: Auch Zielländer profitieren davon in Form von Arbeitskraft, Wissen, Innovation und internationaler Vernetzung, aber auch von Steuer- und Sozialbeiträgen sowie kultureller Vielfalt. Damit aber aus der Migration eine Zukunftsperspektive entstehen kann, müssen die Lebens- und Arbeitsbedingungen am neuen Ort menschenrechtlichen Standards genügen. In Realität sind Migrantinnen und Migranten vielfach Opfer unterschiedlicher Formen von Ausbeutung und Diskriminierung – sei es bei der Rekrutierung zuhause, unterwegs oder am neuen Arbeitsort. Die Standards der Internationalen Arbeitsorganisation – speziell deren migrationsrelevante Konventionen – sind wichtige Bausteine einer «fairen Migration» und müssen weltweit durchgesetzt werden. 

Auf der Flucht

Millionen Menschen sehen sich aufgrund von Gewaltkonflikten oder politischer Verfolgung, von extremer Armut und Ausbeutung oder auch von den Folgen des Klimawandels oder Naturkatastrophen gezwungen, ihre Herkunftsregion zu verlassen. Diese Zwangsmigration (engl. Forced Migration) ist immer Ausdruck von Menschenrechtsverletzungen. Das UNHCR zählte 2024 weltweit etwa 123 Millionen Geflüchtete aufgrund von politischer Verfolgung oder Gewaltkonflikten. Weit über die Hälfte davon sind Vertriebene im eigenen Land. Im Vergleich zu vor einem Jahrzehnt hat sich die Gesamtzahl der Flüchtlinge weltweit mehr als verdreifacht. 

Der grösste Anteil an Flüchtlingen weltweit kam aus Afghanistan, Syrien, Venezuela, Ukraine, Sudan, Libanon und Kongo. Die meisten Flüchtlinge verbleiben in der Nähe ihres Herkunftslandes. Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen beherbergen weiterhin die Mehrheit der Flüchtlinge weltweit, wobei 75 Prozent der Flüchtlinge in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen leben.

Helvetas erwartet, dass die Schweiz im Rahmen des internationalen Migrationsdialogs an Lösungen für die grosse Mehrheit von Flüchtlingen in den Herkunfts- oder umliegenden Regionen mitarbeitet. Ebenfalls kann und muss sie sich verstärkt für gewaltfreie Konfliktlösungen einsetzen und die Durchsetzung der Menschenrechte und Grundprinzipien guter Regierungsführung einfordern, speziell gegenüber autoritären Regimes und Machthabern in fragilen Staaten.