Rohingya  | © Helvetas / Patrick Rohr
Zürich - 22. September 2019

61 NGOs fordern Gerechtigkeit und Hilfe für die Rohingya-Flüchtlinge

© Helvetas / Patrick Rohr

Zwei Jahre nach der grausamen Vertreibung von 740‘000 Rohingya aus Myanmar leben immer noch fast eine Million Kinder, Frauen und Männer unter prekären Verhältnissen im grössten Flüchtlingslager der Welt in Bangladesch. Jetzt stellen 61 nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen (NGOs) vier Forderungen an die Weltgemeinschaft. Helvetas ist Mitunterzeichnerin und unterstützt die Flüchtlinge weiterhin ganz konkret vor Ort.

Nirgendwo sonst leben so viele Flüchtlinge auf so knappem Raum wie bei Cox’s Bazar in Bangladesch. Und dies seit zwei Jahren. Der 25. August 2019 ist ein trauriger zweiter Jahrestag: Er markiert den Beginn der erzwungenen Fluchtbewegung von Hunderttausenden Rohingya, die vor Gewalt in Myanmar flüchteten. Rund eine Million Menschen leben unter prekären Verhältnissen im weltweit grössten Flüchtlingslager – ohne Zukunftsperspektive. Denn eine sichere Rückkehr in ihre Heimat Myanmar ist nicht absehbar. Im Gegenteil: Ein aktueller Bericht des Australian Strategic Policy Institute zeigt, dass die Behörden weiterhin Rohingya-Dörfer zerstören, um Platz für Militärbasen und potenzielle Rückführungslager zu schaffen. Die jüngste Zunahme der Gewalt hat die ohnehin schon prekäre humanitäre Situation in Gliedstaat Rakhine verschärft.

Jetzt fordern 61 nationale und internationale Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) in einem offiziellen Statement die Weltgemeinschaft mit vier Punkten auf, Massnahmen gegen die humanitäre Krise zu ergreifen. Die Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas, die vor Ort die Flüchtlinge unterstützt und seit 19 Jahren in Bangladesch tätig ist, hat den Aufruf mitunterzeichnet. „Das Schicksal der Rohingya ist kaum noch auf dem Radar der Mächtigen und der Medien; die humanitäre Katastrophe verblasst in unserer hiesigen Wahrnehmung, dabei haben die Flüchtlinge und auch die einheimischen Familien unsere Unterstützung bitter nötig“, sagt Barbara Dietrich, Programmleiterin Südasien von Helvetas.

Die vier Forderungen zugunsten der Rohingya

Seit zwei Jahren sind die Rohingya-Flüchtlinge in den Lagern in Bangladesch auf Hilfe angewiesen. Diverse lokale, nationale und internationale NGOs unterstützen die Regierung von Bangladesch und die UNO-Organisationen, um das Überleben der fast einer Million Menschen zu sichern – mit Lebensmitteln, Wasser, Sanitär- und Gesundheitsversorgung, Unterkünften und informeller Bildung.

Die Flüchtlinge benötigen jedoch mehr als existenzsichernde Grundversorgung. Sie leben unter katastrophalen Bedingungen mit einer unsicheren Zukunft und ohne Zugang zu formaler Bildung. Immer mehr Sicherheitsbedenken tauchen auf – und auch Spannungen zwischen der sehr armen lokalen Bevölkerung und den mittellosen Flüchtlingen. Die Internationale Gemeinschaft muss nun reagieren und die Regierung von Bangladesch unterstützen. Als Reaktion auf die Krise fordern die NGOs – darunter auch Helvetas – Folgendes:

  • Einbezug der Rohingya: Wir fordern, dass die Regierungen Myanmars und Bangladeschs die Rohingya in Diskussionen und Entscheidungen über ihre Zukunft – einschliesslich ihrer sicheren und freiwilligen Rückkehr – einbeziehen.
  • Menschenrechte für Rohingya in Myanmar: Wir fordern die Regierung Myanmars auf, die Menschenrechte uneingeschränkt zu gewährleisten, die Ursachen der Krise im Rakhine-State anzugehen und die notwendigen Bedingungen zu schaffen, um die Vertreibung der Rohingya zu beenden. Die internationale Gemeinschaft muss Myanmar bei der Suche nach menschen-würdigen, politischen Lösungen unterstützen, damit die Rohingya auf freiwilliger Basis und in Sicherheit und Würde in ihr Land zurückkehren können. Die internationale Gemeinschaft soll vergangene und anhaltende Gewalt in Myanmar verurteilen.
  • Schutz und Zugang für Flüchtlinge zu Lebensgrundlagen und Bildung: Wir fordern die Regierungen von Bangladesch und Myanmar auf, den Flüchtlingen den Zugang zu Dienstleistungen wie Grundschul- und Berufsbildung zu ermöglichen und den Flüchtlingen sowie der lokalen Bevölkerung den Zugang zu Rechtsschutz in den Lagern zu ermöglichen.
  • Mittel- und langfristige Lösungen: Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, ihr humanitäres Engagement aufrechtzuerhalten und geeignete Lösungen für die vertriebenen Rohingya inner- und ausserhalb Myanmars zu finden. Gleichzeitig soll die internationale Gemeinschaft die Regierung von Bangladesch weiterhin unterstützen – auch finanziell –, so dass den Flüchtlingen und den ebenfalls bedürftigen einheimischen Familien, welche die Rohingya in Bangladesch aufgenommen haben, geholfen werden kann.

Helvetas schützt die Schwächsten

Helvetas setzt sich seit Beginn der humanitären Krise in Bangladesch für die Flüchtlinge ein. Nach der Nothilfe zu Beginn hat die Schweizer Entwicklungsorganisation den Bau von innovativen Latrinen und damit verbundenen Biogasküchen unterstützt. Aktuell – in der Monsunzeit – geht es um den Schutz vor Erdrutschen. Ausserdem fördert Helvetas den Anbau von Gemüse auf und neben den einfachen Hütten, so dass sich die Flüchtlingsfamilien besser ernähren können und unabhängiger sind von der humanitären Hilfe. Zudem setzt sich Helvetas mit Partnerorganisationen für den Schutz von Frauen und Mädchen ein. Gleichzeitig versucht die Schweizer NGO, Konflikten vorzubeugen, in dem sie mit einheimischen Familien zusammenarbeitet, die bei der Ankunft der Flüchtlinge ihr Land verloren haben und bereits früher in Armut lebten.

Menschenrechtsverletzungen in Myanmar gehen weiter

Nach wie vor leben rund eine halbe Million Rohingya im myanmarischen Gliedstaat Rakhine. Dort spielt sich eine regelrechte Menschenrechtskrise ab. Gemäss Amnesty International finden Vertreibungen, Menschenrechtsverletzungen, aussergerichtliche Hinrichtungen, willkürliche Festnahmen, Folter und andere Misshandlungen gegenüber verschiedenen Bevölkerungsgruppen statt. Zugleich behindern die Behörden den Zugang humanitärer Organisationen zu den betroffenen Gebieten.

Spenden für Rohingya:

  • Online: helvetas.org/rohingya
  • E-Banking: IBAN CH76 0900 0000 8000 3130 4, Vermerk Rohingya
  • Einzahlungsschein auf Postkonto 80-3130-4, Vermerk Rohingya Online

Weitere Informationen:

 

Für Rückfragen:

Medienverantwortliche Helvetas
Katrin Hafner

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