Die Geschichten der Menschen
Die Porträts der Menschen sind exemplarische Geschichten, die ein Grundprinzip abbilden. Sie schildern positive Erfahrungen und Möglichkeiten, die sich aus der Migration ergeben, aber auch Schwierigkeiten und Einschränkungen. Allesamt regen sie zum Nachdenken an.
Nomadismus und Alpwirtschaft, Saisonarbeit, Aufenthalte im Ausland zu Ausbildungszwecken, Auswanderung nach Übersee wegen Armut und fehlenden Perspektiven, Flucht und Vertreibung, oder der Lebensmittelpunkt verschiebt sich durch Heirat: Menschen machen sich sowohl freiwillig als auch unfreiwillig auf den Weg, weil sie darin für sich und ihre Familie eine Chance sehen oder weil Bleiben eine sehr schlechte Option ist. Die Gründe waren früher so vielfältig wie heute. Gemeinsam ist allen die Hoffnung auf ein besseres Leben.
Lernen Sie hier bereits einige der von Helvetas porträtierten Menschen kennen.
Migrationsgrund «Arbeit & Armut»
Weltweit unterwegs sind die meisten Menschen, weil sie Arbeit und ein ausreichende Einkommensmöglichkeiten suchen. Dies war sowohl in der historischen Schweiz wie auch heute der Fall.
Historisch - Schweiz
Wie viele seiner Tessiner Landsmänner wanderte Giuseppe Giulieri 1910 in die USA aus. Missernten und Krankheiten zwangen viele Familienväter dazu, in der Fremde Arbeit zu suchen. Auch seine drei Brüder haben Cugnasco verlassen. Giuseppe Giulieri kehrt im Alter ins Tessin zurück. Es hat sich kaum weiterentwickelt. Die Menschen leben immer noch mehrheitlich von der Landwirtschaft. Die Arbeitsauswanderung ermöglichte den Zurückgebliebenen zwar ein bescheidenes Einkommen, dafür verlor die Region Arbeitskräfte und Veränderungswillen. Giuseppe Giulieri hinterfragte seine Entscheidung. Und er vermisst seinen Sohn, der es dem Vater gleichtat und in die USA ausgewandert war.
Zeitgenössisch - International
Heutzutage sind in Bangladesch einige der Gründe, warum Menschen ihr Land verlassen, mit der historischen Schweiz im 19. Jahrhundert vergleichbar: Die Aufteilung des Landbesitzes durch Erbteilung, zu wenige Jobs und ökologische Krisen lassen viele junge Bangladeschis in die Golfstaaten auswandern, wo Arbeitskräfte fehlen. Anders als früher sind viele Menschen heute selbstbestimmter, international vernetzter und haben mehr Informationen. Trotzdem fehlen häufig die richtigen Auskünfte, um Missbrauch und Ausbeutung zu verhindern. Für die Ausreise nehmen viele Menschen Kredite mit sehr hohen Zinsen auf. Abdul Akter aus Bangladesch erzählt von seinen Erfahrungen.
Migrationsgrund «Bildung»
Um in den Genuss einer guten Aus- oder Weiterbildung zu kommen, machen sich Menschen auf, neue Ufer in anderen Städten oder Ländern zu erkunden. Wer diese Möglichkeit hat, ist meistens etwas bessergestellt.
Historisch - Schweiz
Im Haus Lancy (VD) auf dem Ballenberg lebte einst Joseph Guillerme (1796). Er war ein weitgereister Mann. Der begüterte Landwirt spezialisierte sich auf den Obstanbau. Dafür ging er ins Ausland und bildete sich weiter, hielt sich in Pommern (Preussen), in Den Haag (Niederlande) und in Paris (Frankreich) auf. Er kam zurück und wurde mit dem Kauf des Gutshofes «Les Avanchis» in Lancy sesshaft. Hier gründete er eine Familie und wandte das im Ausland Gelernte in der Schweiz an: Er führte hierzulande den Obstspalieranbau ein.
Zeitgenössisch - International
Auch in Venezuela, das seit 2013 in einer schweren Krise steckt, kann das Bildungsniveau entscheidend für eine Auswanderung sein.
Die Ärztin Aixa Cayupare Dasilva wanderte im Jahr 2018 mit ihrem Mann Jorge aus Venezuela aus und ging nach Peru. Sie versprachen sich dort eine bessere Zukunft für sich und ihre Kinder. Doch Jorge starb 2020 an Covid. Für Aixa begann eine schwierige Zeit, in der sie sich und ihre Kinder über Wasser halten musste. Sie erzählt ihre Geschichte und was ihr half, wieder Fuss zu fassen.
Weitere Geschichten unserer Protoganisten und ihre Beweggründe unterwegs zu sein
Dialogorte
Trotz geografischer oder zeitlicher Distanz können alle, die das Freilichtmuseum besuchen, in die persönlichen Geschichten eintauchen und mit eigenen Erfahrungen vergleichen. Auf Bänken und Tischen im Gelände entstehen Dialogorte, die Impulse geben sollen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Fragen nach Zugehörigkeit einen uns alle:
- Wie oft haben wir schon Abschied genommen und wieder neu Fuss gefasst?
- Mit welchen Orten ausser dem, wo wir aktuell leben, fühlen wir uns verbunden?
- Welche Menschen vermissen wir?
- Wo leben die, mit denen wir im herzlichsten Kontakt stehen?
Alle sind eingeladen, sich über die eigenen Wurzeln, Wanderbewegungen und Migrationserfahrungen auszutauschen und spielerisch herauszufinden, mit welchen Entscheidungen jeder Mensch durchs Leben geht.
Installation in der Geländemitte mit Hintergrundinformationen
Im Zentrum des Museums gibt es einen zentralen Ort mit Aktivitäten und Vermittlungsangeboten zum Teilen der eigenen Meinung und Erfahrung. Neben den Geschichten werden Hintergründe und Fakten zu Migration und Mobilität vermittelt. Vertiefende Hintergrundinfos werden auf einer via QR-Code anwählbaren Vertiefungsebene angeboten. So können weitere Informationen abgerufen werden.
Mit einem Quiz bringen wir die persönlichen, eigenen Migrationserfahrungen in Zusammenhang mit denjenigen anderer Besucher:innen und in den Kontext der historischen bzw. globalen Mobilität.