Nach den Überschwemmungen in Pakistan

Helvetas hilft beim Wiederaufbau und bei der Verbesserung der sanitären Anlagen.
VON: Aude Marcovitch Iorgulescu - 15. Mai 2023

Überschwemmungen und starke Monsune – Pakistan hat sie in den letzten Jahren erlebt, da die Gletscher im nördlichen Teil des Landes immer schneller schmelzen und der Klimawandel sintflutartige Regenfälle verursacht.

Doch niemand rechnete mit dem Ausmass der Katastrophe, die im Sommer 2022 über das Land hereinbrach. Ein beispielloser Monsunregen liess den Indus und seine unzähligen Nebenflüsse anschwellen, deren Wasser immer heftiger austrat, je weiter die belasteten Flüsse in die südlichen Ebenen hinabflossen. Balochistan war stark betroffen, dann die Provinz Sindh, wo ganze Dörfer von den Wassermassen weggespült wurden.

Dort, in den Dörfern des Bezirks Mirpur Khas, einige Autostunden östlich von Karachi, trafen wir auf Männer und Frauen, die noch immer schockiert waren von dem, was sie im letzten Sommer erlebt hatten, als plötzlich mitten in der Nacht das Wasser in ihren kleinen, auf dem Boden gebauten Häusern enorm anstieg. Sie hatten nur noch Zeit, um ihre Haut zu retten: Ihre persönlichen Sachen und ein Grossteil des Viehs wurden von den Wassermassen mitgerissen.

Ein Drittel Pakistans wurde im Sommer 2022 überschwemmt. 1'700 Menschen kamen ums Leben, ebenso wie 800'000 Tiere. Zwei Millionen Häuser wurden beschädigt oder zerstört, insgesamt waren 33 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen.

Helvetas konnte dank unseres Büros in Islamabad und unserer ständigen Verbindung zu unseren Partnerorganisationen vor Ort zunächst rasch Nothilfe leisten, indem wir Decken, warme Kleidung und lebensnotwendige Kits an diejenigen verteilten, die nun auf den Strassen schliefen. Überwältigt von den Ereignissen hatte der Staat Mühe, die Opfer der Katastrophe zu erreichen, und NGOs wie Helvetas waren die Einzigen, die in den Dörfern präsent waren.

Im Frühling 2023 starteten wir in die zweite Phase unserer Hilfe für die Betroffenen: Helvetas begann mit dem Bau von kleinen Rundhäusern, die durch Bambusstrukturen verstärkt wurden, sowie von sanitären Einrichtungen, insbesondere im Dorf Leemoon Laghari. Die Idee ist, das Design der traditionellen Häuser, die unter anderem aus getrocknetem Schlamm bestehen, zu verbessern, indem ihre Struktur verstärkt und sie mit Betonsockeln erhöht werden. Der Bau von Fenstern auf beiden Seiten des Unterstandes ermöglicht eine gute Luftzirkulation, und ein Vordach schützt vor der Sonne. Der für diese Bauten gewählte Ort berücksichtigt den maximalen Anstieg des Wassers bei Überschwemmungen und soll die Dorfbewohner vor einer nächsten Katastrophe schützen.

Jede Gruppe von zehn Häusern verfügt über sanitäre Einrichtungen mit getrennten Toiletten für Männer und Frauen. Gleichzeitig bauen wir Klärtanks, um eine gesunde und sichere Umwelt zu gewährleisten. Schliesslich bauen wir Wasserfilteranlagen, die die Projektgebiete mit sauberem Trinkwasser versorgen werden. In einer ersten Phase werden dank den Geldern, die Helvetas von der Glückskette erhalten hat, 160 Häuser in vier verschiedenen Dörfern gebaut, wobei die ärmsten Familien Priorität haben.

Das Projekt versteht sich als Vorschlag für Dörfer in der Nähe von Flüssen und Überschwemmungsgebieten. Dabei sind die errichteten Häuser Beispiele für weitere Häuser, deren Bau von den Dorfbewohner:innen übernommen werden kann.

In den weiten Ebenen der Provinz Punjab, wo Reis, Weizen und Baumwolle angebaut werden, haben die Unwägbarkeiten des Klimawandels – zu starker Monsun, Regen zum falschen Zeitpunkt und Dürreperioden – auch die Ernten beeinträchtigt.

Das von der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit (Deza) konzipierte und von Helvetas umgesetzte WAPRO-Programm versucht, dem Problem der knapper werdenden Wasserressourcen mit einem laserbasierten Bodennivellierungssystem zu begegnen. Das System ermöglicht nicht nur einen geringeren Wasserverbrauch, sondern auch einen geringeren Einsatz von Pestiziden und eine qualitative Verbesserung der Triebe. Helvetas fördert ausserdem die Vernetzung von Landwirt:innen, Produzent:innen und dem Weltmarkt.