Risnata Quedraogo und Odile Diabouga am Schulbrunnen, Burkina Faso | © Isso Bationo

Das Jahr 2022 in Bildern

Blicken Sie noch einmal mit uns zurück – mit zwölf Momentaufnahmen aus einem aussergewöhnlichen Jahr. 
VON: Andrea Peterhans - 21. Dezember 2022
© Isso Bationo

Januar: Das Wenige verlieren

Feuer im Camp der geflüchteten Rohingyas, Bangladesch | © Helvetas Bangladesh
© Helvetas Bangladesh

Fast eine Million Menschen auf engstem Raum, offene Kochstellen – die Gefahr einer Brandkatastrophe im weltgrössten Flüchtlingscamp in Bangladesch ist gross. Bereits zum zweiten Mal innert eines Jahres bricht ein Grossbrand aus. Unzählige Rohingya-Familien, die hier nach ihrer Vertreibung aus Myanmar leben müssen, verlieren durch den Brand das Wenige, das sie hatten. Die von lokalen Helvetas-Mitarbeitenden ausgebildeten «Fire Fighters» – Freiwillige aus dem Camp und den umliegenden Dörfern – bringen das Feuer unter Kontrolle und leisten Überlebenshilfe. Die betroffenen Familien erhalten Kleider, Decken und Schlafmatten. Und so schnell wie möglich ein neues Dach über dem Kopf. 

Februar: Fern von zuhause

Help Point in Palanca, Moldawien | © Patrick Rohr
© Patrick Rohr

Die letzte Nacht verbrachten die drei jungen Frauen noch in ihrem Zuhause in der Nähe der ukrainischen Stadt Mykolajiw, nun sind sie Geflüchtete in einem fremden Land: In Palanca, einer moldawischen Grenzstadt, werden sie von Helvetas-Mitarbeiterin Liuba Mirsa zu einem der beheizten Zelt geführt, welche die Deza zur Verfügung stellt. Hier kann Viktoria Sgerya nach der langen Reise ihre Tochter Alisa stillen und wickeln. Liuba ist selber mit ihren Kindern geflüchtet und hat sich in Palanca bei Helvetas als Koordinatorin gemeldet, um die hunderttausenden erschöpften Flüchtenden mit dem Nötigsten zu versorgen. Für die kleine Alisa bedeutet der Aufenthalt in Palanca nur eine kurze Verschnaufpause auf dem beschwerlichen Weg in ihr neues Leben. Schon bald wird sie mit ihrer Familie in einem Bus nach Bukarest sitzen. Wann sie ihre Heimat wiedersehen wird, ist offen. 

Schenken Sie faire Chancen

Mit Ihrer monatlichen Spende ermöglichen Sie Menschen weltweit Zugang zu sauberem Wasser, eine Ausbildung und Mitsprache. Und damit eine faire Chance auf ein besseres Leben.
Ja, ich spende monatlich

März: Jetzt spreche ich!

Shushanna Rani , Mitglied vom Aparajita Forum in Birampur Upazila, Bangladesch | © K M ASAD
© K M ASAD

Es sind weiterhin vereinte Kräfte nötig, damit Frauen und Männer dieselben Rechte geniessen. Daran erinnert der Weltfrauentag am 8. März. Weltweit sind Frauen auch in politischen Ämtern noch immer stark untervertreten. In Bangladesch ist es für Frauen schwierig bis unmöglich, sich als Bürgerinnen in demokratischen Prozessen und politischen Debatten einzubringen. Von dieser sozialen Ausgrenzung ist nichts zu spüren, als Shushanna Rani an einem Treffen mit lokalen politischen Führern in Dinajpur mutig ihre Stimme erhebt. Shushanna ist Mitglied des Aparajita-Forums, das von Helvetas im Auftrag der Deza unterstützt wird. Hier ermächtigen sich politisch interessierte Frauen, auf Gemeindeebene für ihre Belange einzustehen. Miteinbezogen werden auch Männer, die diese Entwicklung aktiv mittragen. Und die es nicht stört, auch einmal im Hintergrund zu stehen.

April: Astronomische Preise

Strassenverkäufer in Tripoli, Libanon | © Dalia Khamissy
© Dalia Khamissy

Sorglos am Marktstand ein Brot kaufen – das liegt für die meisten Menschen in Beirut nicht drin. Einst «Schweiz des Nahen Ostens» genannt, steht der Libanon heute am Rand des wirtschaftlichen Zusammenbruchs. Die seit Jahren prekäre Lage hat sich mit der Explosion im Hafen Beiruts 2020 und der Corona-Pandemie noch zugespitzt. Vor der Krise bezahlte die Bevölkerung für das Fladenbrot umgerechnet einen Franken – heute neunmal mehr. Der Klimawandel, Corona und der Krieg in der Ukraine führen uns allen vor Augen, wie verletzlich unser Ernährungssystem ist. Millionen von Menschen sind wegen steigenden Lebensmittelpreisen in Not. Um alle Menschen ausreichend und gesund zu ernähren, muss die Landwirtschaft wieder kleinräumiger und vielfältiger werden. Ebendies fördert Helvetas auch im Libanon, indem wir Bauernfamilien bei der Umstellung auf eine nachhaltige und lokale Produktion unterstützen. 

Mai: Pure Lebensfreude

Schulkinder in Antanabe, Madagaskar | © Felana Rajaonarivelo
© Felana Rajaonarivelo

Wenn Schule immer so viel Spass machen könnte! In Antanabe im Norden Madagaskars lernen Kinder mit spielerischen Übungen Wissenswertes rund um Hygiene und Gesundheit. In ihrer Primarschule fliesst seit Kurzem sauberes Wasser aus den Hahnen, jetzt gibt es viel zu fragen und zu lernen. Warum macht schmutziges Wasser krank? Wie geht wirkungsvolles Händewaschen? Weshalb ist sauberes Wasser so kostbar? Wie bewahre ich Trinkwasser daheim richtig auf? Mit Hilfe von Memories, Geschichten, Liedern und Hüpfspielen verinnerlichen die Kinder das neu Gelernte. Und tragen das Wissen als Botschafterinnen und Botschafter am Abend mit nach Hause. Dort übernehmen auch die jüngeren Geschwister das neue Verhalten. Denn wie überall auf der Welt gilt auch hier: Die Grossen machen's vor, die Kleinen eifern nach. 

Juni: Am heissen Tisch

Pascale Baeriswyl vor den Vereinten Nation in New York, USA | © Keystone/Alessandro della Valle
© Keystone/Alessandro della Valle

Nach jahrelanger Vorbereitung wird die Schweiz offiziell in den Uno-Sicherheitsrat gewählt. Damit nimmt sie mit Pascale Baeriswyl ab Januar 2023 für zwei Jahre am «heissen Tisch» in New York Platz. Und ist so in der ersten Reihe mit dabei, wenn über die Kriege und Krisen dieser Welt verhandelt wird. Fast genau 20 Jahre nach dem Beitritt der Schweiz zur Uno gilt diese Wahl zu Recht als Meilenstein der Schweizer Aussenpolitik. Der Spielraum der Schweiz bleibt angesichts der angespannten Situation und dem Einfluss der Vetomächte zwar eng begrenzt. Mit etwas Mut und Kreativität könnte es aber durchaus gelingen, vergessene Konflikte wieder ins Bewusstsein zu rücken und neue Lösungen vorzuschlagen. Nicht umsonst hat das Parlament dem Bundesrat daher die humanitäre Katastrophe in Myanmar und das Schicksal der Rohingya-Flüchtlinge – zwei Themenbereiche, in denen auch Helvetas aktiv ist – ins Aufgabenheft für den Sicherheitsrat geschrieben.

Juli: Motivierte Jugend

Elektrotechnik-Lernende, Tansania | © Franz Thiel
© Franz Thiel

Mit genügend Motivation und einer aktiven Vermittlungsmethode bleibt Gelerntes nachhaltig haften. Das zeigt sich auch bei der Pilotstudie, welche die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) mit Helvetas an zwei staatlichen Berufsschulen in Zentral-Tansania durchführt. Elektrotechnik-Lernenden werden dabei bestimmte Inhalte mit Hilfe von Virtual Reality vermittelt: Die Auszubildenden sehen durch ihre Brillen den Sicherungskasten, die Lampe und weitere Geräte aus nächster Nähe. Sie können jederzeit und überall damit lernen und experimentieren – und insbesondere potentiell gefährliche Tätigkeiten immer und immer wieder üben, bevor sie sie im echten Leben durchführen. Die neuen Möglichkeiten dank moderner Technologie stossen bei den allermeisten Lehrpersonen und den Jugendlichen auf Begeisterung. Ihr detailliertes Feedback hilft herauszufinden, wie Virtual Reality bei der Berufsausbildung sinnvoll eingesetzt werden kann. 

August: Land unter Wasser

Hilfsgüter für Flutopfer, Pakistan | © Helvetas Pakistan
© Helvetas Pakistan

Seit fast 30 Jahren hat es in Pakistan nicht mehr so stark geregnet wie diesen Sommer. Die Sturmfluten schwemmen ganze Dörfer weg. Über drei Millionen Menschen sind obdachlos. Die Kinder können nicht mehr zur Schule gehen, da mehr als 20'000 Schulen unbenutzbar sind. Über 1600 Menschen verlieren ihr Leben, hunderttausende Nutztiere ertrinken in den Fluten. 1,5 Millionen Häuser sind beschädigt und zwei Millionen Hektar Ackerland überschwemmt. Erschreckende Zahlen, die dennoch nicht das Leid jedes Einzelnen in dieser Katastrophe zeigen können. Helvetas steht den betroffenen Kindern, Frauen und Männern ab dem ersten Tag bei, verteilt Nahrungsmittel, Hygiene-Kits, warme Decken und Kleidung. Installiert Wasseraufbereitungs-Anlagen und reist mit einem medizinischen Team in schwer zugängliche Gebiete. Parallel zu diesen Nothilfemassnahmen werden die nächsten Schritte vorbereitet: Um eine Hungersnot zu vermeiden, erhalten die Menschen Saatgut. So können sie wie gewohnt im September aussäen und so gut wie möglich ihre Ernten für das nächste Jahr sichern.

Schenken Sie faire Chancen

Mit Ihrer monatlichen Spende ermöglichen Sie Menschen weltweit Zugang zu sauberem Wasser, eine Ausbildung und Mitsprache. Und damit eine faire Chance auf ein besseres Leben.
Ja, ich spende monatlich

September: Faire Chancen weltweit

Neuza Yacussa, Schreinerin in Ausbildung, Mosambik | © Ricardo Franco
© Ricardo Franco

«Vorher brachten meine Brüder das Essen heim, jetzt kann ich das auch», sagt Neuza Yacussa stolz. Die junge Frau aus Mosambik ist sofort Feuer und Flamme, als sie von der Helvetas-Ausbildung zur Schreinerin erfährt. Schon immer wollte Neuza bauen, träumte als Kind davon, Bauingenieurin zu werden. Helvetas gibt in Mosambik eine Antwort auf das Problem der hohen Jugendarbeitslosigkeit: In kurzen Ausbildungskursen werden junge Menschen wie Neuza in gefragten Berufen auf die Arbeitswelt vorbereitet. Nach der Ausbildung erhalten die Jugendlichen nicht nur ein Diplom, sondern auch Unterstützung auf der Suche nach einer bezahlten Arbeit oder beim Schritt in die Selbständigkeit. Neuza findet nach der kurzen Lehre eine Anstellung in einem Betrieb für Holzarbeiten. Schon nach einem Monat bitten die Verantwortlichen die inzwischen 18-Jährige, selbst Ausbildnerin zu werden. Sie werde heute von ihrem Umfeld mehr respektiert, sagt Neuza – die mit ihrer Geschichte eines der Gesichter der Helvetas-Plakatkampagne «Faire Chancen weltweit» ist.

Oktober: Selbstbewusst verhandelt

Pongchi Souk, Teepflückerin aus Nongkinaly, Laos | © Ye Vue
© Ye Vue

Ob wohl eine besonders reiche Ernte der Grund für dieses freudige Strahlen ist? Im Heft von Pongchi Souk, Teepflückerin und Angehörige der ethnischen Minderheit Phounoi aus dem Dorf Nongkinaly im Norden von Laos, ist das Gewicht ihrer frisch geernteten Teeblätter notiert. Dieses bestimmt den Lohn, den die 70-Jährige für die harte Arbeit erhält, die jeden Tag bereits frühmorgens beginnt. Vier bis fünf Kilo Teeblätter sammelt eine Teepflückerin im Schnitt an einem Tag, an besonders guten Tagen können es auch einmal zehn bis 15 Kilo sein. Der besondere Bio-Grüntee aus Nongkinaly wird wegen seiner hohen Qualität auch in Europa geschätzt. Helvetas hilft Bäuerinnen wie Pongchi Souk, die Qualität ihres Tees auch während der Monsunzeit hoch zu halten und sich mit den anderen Teebauernfamilien zu vernetzen. Denn dank ihrer Kooperative haben ihre Anliegen gegenüber den Abnehmern mehr Gewicht. Als Teil einer selbstbewussten Gruppe kann Pongchi Souk einen fairen Lohn einfordern, der ihren Mühen gerecht wird. 

November: Den Winter überstehen

Maria Koval aus Kopyliv, Ukraine | © Helvetas/Lesha Berezovskiy
© Helvetas/Lesha Berezovskiy

Die Gemeinde Makariw in der Nähe von Kiew wurde von russischen Streitkräften besetzt, viele Gebäude sind durch Bomben beschädigt worden. So auch das Haus der Ukrainerin Maria Koval. Es ist ihr Zuhause, seit sie 19 Jahre alt ist. Heute noch leben mehrere Familienmitglieder hier, und Maria hilft bei der Betreuung ihres Urenkels mit, so gut sie kann. Damit die Familie den Winter mit teils extremen Minustemperaturen übersteht, muss das Haus rechtzeitig winterfest gemacht werden. Dazu gehört auch, dass es fliessendes Wasser gibt. In Marias Dorf werden 25 Häuser mit leichten bis mittleren Schäden mit 1500 CHF pro Haushalt repariert und winterfest gemacht. Helvetas unterstützt die Reparatur von im Krieg beschädigten Häusern unter anderem mit «Cash for Repair»: Die Menschen erhalten Geld und Know-how, mit dem sie ihre Häuser und die Infrastruktur – Heizungen, Türen, Fenster etc. – reparieren können, damit diese bewohnbar sind im bald einbrechenden Winter. 

Dezember: Gute Aussichten

Man Kumari Buda und Tochter Kristina Buda aus Jyamire, Nepal | © Simon B. Opladen
© Simon B. Opladen

Die 23-jährige Man Kumari aus Jyamire in Nepal weiss, was es bedeutet, keinen Zugang zu sauberem Wasser zu haben: täglich vor der Morgendämmerung aufstehen. Den weiten Weg zur Wasserquelle zurücklegen. Warten, bis das Rinnsal aus verunreinigtem Wasser den Krug gefüllt hat. Mit 25 Kilo auf dem Rücken den steilen Hang zum Dorf bewältigen. Und dasselbe wenige Stunden später erneut tun. Heute kann Man Kumari ihren beiden Kindern (im Bild die vierjährige Kristina) dabei zuschauen, wie sie Wasser aus dem Hahn direkt neben dem Haus trinken. Sauberes Wasser, von dem die Kinder nicht mehr krank werden. Dank der neuen Entwicklung blickt Man Kumari heute hoffnungsvoll in die Zukunft: «Ich würde so gerne meine Ausbildung fortsetzen, ich wollte immer Lehrerin werden. Ich denke, ich könnte eine gute Lehrerin sein: Kinder richtig zu unterrichten, damit sie gute Mitglieder der Gesellschaft werden.» Ein Wunsch, der nun in greifbarere Nähe gerückt ist.

Das gesamte Helvetas-Team wünscht Ihnen von Herzen une bonne et heureuse année 2023 – un felice anno nuovo 2023 – ein gutes und glückliches 2023!

Schenken Sie faire Chancen

Mit Ihrer monatlichen Spende ermöglichen Sie Menschen weltweit Zugang zu sauberem Wasser, eine Ausbildung und Mitsprache. Und damit eine faire Chance auf ein besseres Leben.
Ja, ich spende monatlich

Die Projekte von Helvetas werden dank unseren Spender:innen und der Unterstützung durch die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ermöglicht.