Bern - 03. Juni 2025

Klima-Allianz lanciert Masterplan für den Klimaschutz: 10 Jahre, um die Schweiz auf Kurs zu bringen

Zeitgleich mit der Feier ihres 20-jährigen Bestehens lanciert die Klima-Allianz Schweiz heute ihren 3. Klima-Masterplan. Das umfassende Strategiepapier, erarbeitet von Expert:innen aus der breiten Allianz zeigt, wie die Schweiz in den nächsten 10 Jahren Netto-Null schafft. Vom angekündigten Aussprachepapier des Bundesrates zur künftigen Klimapolitik erwartet die Allianz entschlossene Schritte – nicht erst ab 2031, sondern ab sofort.

Medienmitteilung der Klima-Allianz Schweiz, zu der Helvetas und andere Organisationen gehören.

Yvonne Winteler, Co-Präsidentin der Klima-Allianz, eröffnet die Medienkonferenz zur Lancierung des Klima-Masterplans mit klaren Worten: “Wir befinden uns mitten in einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel. Das Problem ist, dass dieser Wandel 20 Jahre zu spät kommt. Je länger wir warten, desto mehr schrumpft unser CO2-Budget. Entschlossene Massnahmen sind jetzt erforderlich, welche die grossen Transformationshürden angehen.”

Nach 2006 und 2016 legt die Klima-Allianz Schweiz heute ihren dritten Klima-Masterplan vor – mit dem Ziel, dem Klimaschutz die nötige Dringlichkeit zu verleihen. Extreme Wetterereignisse nehmen zu, die landwirtschaftliche Produktion wird erschwert, und die Sicherheit der Lebensräume in unseren Alpen gerät unter Druck. Obwohl wir uns schon heute im Risikobereich bewegen, schöpft die Schweiz ihren Handlungsspielraum nicht aus, der ihr als technisch hochentwickeltes, politisch stabiles und wohlhabendes Land zur Verfügung steht. Statt die Klimapolitik konsequent zu verstärken und umfassende Lösungen umzusetzen, sinkt das Ambitionsniveau zunehmend.

Gestützt auf den aktuellen Stand der Klimawissenschaft zeigt der erste Teil des Masterplans auf, welche Rolle die Schweiz beim globalen Anstieg der Treibhausgasemissionen spielt und welche Rolle ihr im globalen Vergleich zusteht.

“Wir müssen das Klimasystem stabilisieren und die globale Erwärmung bei maximal 1.5°C stoppen. Doch die Handlungslücke in der Schweiz – und weltweit – ist riesig. Wenn alle so handeln würden wie die Schweiz, resultierte eine Erwärmung von bis zu 3°C. Die Schweiz kann die eigene Lücke im Inland und in ihrem globalen Einflussbereich anpacken und so zu einer globalen Kraft für die Lösung des Klimaproblems werden. Das ist unsere beste Lebensversicherung“, ergänzt Georg Klingler, Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz und Vorstandsmitglied der Klima-Allianz. 

 

Ein Fakten-Fundament mit klaren Handlungswegen

An der Medienkonferenz zeigen zehn Autor:innen der breiten Allianz ihren Masterplan – und machen deutlich: 1. Es muss dringend gehandelt werden, und 2. die Lösungen zur Erfüllung des Pariser Klimaversprechens für die Schweiz sind vorhanden. Mit der Publikation macht die Allianz auch ihre Erwartungshaltung gegenüber dem demnächst erscheinenden Aussprachepapier des Bundesrates zur künftigen Klimapolitik deutlich: Die vorhandenen Hebel müssen effizient genutzt werden – und das nicht erst ab 2031.

Die Autor:innen verdeutlichen die unzulängliche Nutzung der existierenden Lösungen an einem konkreten Instrumenten-Mix in unterschiedlichen thematischen Handlungsfeldern - vom Landverkehr bis zur Klimafinanzierung. Mit diesen Instrumenten ist die Überwindung der bestehenden Hürden zu schaffen. Um uns aus der teuren Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas zu befreien, müssen die heutigen Spielregeln angepasst werden. So kann die Transformation in den kommenden 10 Jahren gelingen. Der Masterplan zeigt ausserdem auf, dass die Transformation sozialverträglich gestaltet werden kann, sodass sie Menschen mit geringen finanziellen Möglichkeiten nicht überproportional stark belastet.

Konkret wird ein Paket von marktwirtschaftlichen Instrumenten, Geboten und Verboten, Förder-, Informations- und Weiterbildungsinstrumenten vorgeschlagen. Im Wesentlichen geht es darum auf erneuerbare Energien umzusteigen, effizienter zu werden und Nachfragemuster anzupassen.

 

So breit abgestützt wie nie zuvor

Die Klima-Allianz wurde 2005 von 48 Organisationen gegründet. Seither ist sie auf über 150 Mitglieds- und Partnerorganisationen angewachsen. Die Allianz umfasst Klima-, Umwelt- und Naturschutzorganisationen, Organisationen aus der Entwicklungszusammenarbeit, Bauernverbände, Gewerkschaften, Wirtschaftsakteure, und religiöse Organisationen. Zusammen haben diese Organisationen über 2 Millionen Mitglieder in der ganzen Schweiz. 

“Eine starke Allianz für’s Klima ist heute nötiger denn je. Sowohl die Auswirkungen der Klimaerhitzung wie auch die nötige Transformation betreffen uns alle. Diese Tatsache scheint im Bundesrat noch nicht angekommen zu sein. Die Klima-Allianz ist deshalb offen für alle zivilgesellschaftlichen Gruppierungen, die unsere Ziele teilen,“ sagt Patrick Hofstetter, einer der Co-Gründer der Klima-Allianz. 


Der vollständige Klima-Masterplan ist hier abrufbar.

 

Zitate: 



“Bei den Schweizer Finanzflüssen verhält es sich wie mit Wildwasser: ohne geeignete Massnahmen und Lenkung der Geldflüsse häufen sich die Schäden und gesetzlich verankerte Klima- und Biodiversitätsziele bleiben unerreichbar.”

Asti Roesle - Zuständige Finanzsektor und Klima | Klima-Allianz Schweiz 

 

“Sozialverträglicher Klimaschutz ist wichtig und machbar - gerade in einem wohlhabenden Land wie der Schweiz.” 

Angela Lindt - Leiterin Fachstelle Entwicklungs- und Klimapolitik | Caritas Schweiz

 

“Der globale Klimaschutz ist unter Druck. Die Schweiz muss die Chance nutzen, den internationalen Klimaschutz voranzutreiben, indem sie die finanzielle Unterstützung für den globalen Süden substanziell erhöht.”

Delia Berner - Internationale Klimapolitik | Alliance Sud


“Solange wir die Klimakrise als ein Problem unter vielen betrachten, das es auch noch zu lösen gilt, sind wir nicht auf dem richtigen Weg.”

Marcel Hänggi - Leiter Fachbereich Nachhaltige Energienutzung | SES

 

“Der Bund muss nun Rahmenbedingungen schaffen, damit es allen leichter fällt automatisch klimaverträgliche Investitions- und Handlungsentscheide zu fällen. Klimaschutz muss normal, einfach und attraktiv werden.”

Patrick Hofstetter - Klimaschutz und Energieexperte​ | WWF Schweiz

 

Kontakt:



Patrick Hofstetter
Klimaschutz- und Energieexperte, WWF Schweiz und Vorstandsmitglied Klima-Allianz
patrick.hofstetter@wwf.ch 
076 305 67 37
 

Georg Klingler Heiligtag
Klimaexperte - Greenpeace Schweiz und Vorstandsmitglied Klima-Allianz
georg.klingler@greenpeace.org
079 785 07 38