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Myanmar

Ein wertvolles Wattgebiet schützen und als Lebensgrundlage nutzen

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Am geschützten Golf von Mottama unterstützt Helvetas die Anwohnerinnen und Anwohner dabei, im Wattgebiet den Naturschutz und die Nutzung der Ressourcen unter einen Hut zu bringen.

  • Projektname
    Gemeinschaftlicher Ressourcenschutz am Golf von Mottama
  • Projektphase
    2022 bis 2024
  • Finanzierung
    Dieses Projekt ist ein Mandat der Deza.
  • Thematischer Schwerpunkt
    Klimawandel und Katastrophenvorsorge
    Wirtschaftliche Entwicklung
    Mitsprache und sozialer Zusammenhalt

Schützen und nutzen

Mit seiner langen Küstenlinie ist Myanmar ein Land der Fischerinnen und Fischer. Fisch ist ein wichtiger Teil des Speiseplans und für die lokale Bevölkerung die einzige Quelle für tierische Eiweisse. Auch der Verkauf von Fisch ist eine wichtige Einnahmequelle, die allerdings durch die politischen Ereignisse im Jahr 2021 und die Covid-Pandemie stark beeinträchtigt wird. Der Fischbestand ist gefährdet. Im Jahr 2013 untersuchte eine norwegische Equipe die Küstengewässer und kam zum Schluss, dass bestimmte Fischbestände (gemessen in Biomasse) seit 1979 um mehr als 90 Prozent zurückgegangen sein könnten, von 1,2 Millionen Tonnen auf nur noch 110‘000 Tonnen.

Zu Myanmars Küstengewässern gehört auch der Golf von Mottama, eines der grössten Wattgebiete der Welt und Winterquartier für bis zu 150'000 wandernde Wasservögel, unter anderem für den stark gefährdeten Löffelstrandläufer, von dem es weltweit nur noch ein paar hundert Exemplare gibt. Hier, etwa 100 Kilometer östlich der wirtschaftlichen Hauptstadt Yangon, setzt Helvetas ein Projekt um, das die Bedürfnisse der Fischerfamilien ebenso schützt wie den Fischbestand und das einzigartige Ökotop des Golfs. Das Projekt wurde im Rahmen der Ramsar-Konvention als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung eingestuft. Einer der Erfolge des Projekts besteht darin, dass diese Einstufung im Jahr 2020 von ursprünglich 42'565 Hektar auf 161'041 Hektar ausgeweitet wurde - ein Zuwachs von 380 %. Das Projekt richtet sich vor allem an die Fischer- und Bauernfamilien, Landlosen und Handwerker, die sich in 60 Dorfentwicklungskomitees organisiert haben. Aber auch der private Sektor, wie Fisch- und Reishändler und -exporteure, ist daran beteiligt.

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Die Eheleute Win Tun und Than Aye in Myanmar leben von der Fischerei, und sie wollen das einmalige Ökosystem des Golfs von Mottama schützen. © Helvetas / Flurina Rothenberger
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Win Tun fährt hinaus in die Fischgründe, seine Frau holt den Fang und verkauft ihn. © Helvetas / Flurina Rothenberger
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Heute achten die Fischer darauf, dass die Maschen der Netze gross genug sind, damit die Jungfische durchschlüpfen können. © Helvetas / Flurina Rothenberger
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Die Familie von Win Tun und Than Aye. Am Golf von Mottama leben noch viele weitere Familien vom Fischfang. © Helvetas / Flurina Rothenberger
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Wie bei anderen Schutzprojekten, etwa beim Schutz von Wäldern, setzt Helvetas am Golf von Mottama auf drei Pfeiler:

  • Die Fischerinnen und Fischer erhalten mehr Gewicht und Einfluss und fördern in Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor und den Behörden den Schutz ihrer Fischgründe.
  • Alternative Arbeitsmöglichkeiten in Handwerk und Handel sowie Verbesserungen in der Landwirtschaft verschaffen den Anwohnerinnen und Anwohnern des Golfs zusätzliche Einkommen. Dank dieser Einkommen können die Fischer ihre Tätigkeit in den ufernahen Laichzonen einschränken oder ganz ruhen lassen.
  • Anwohnerinnen und Anwohner sind in der Lage, in Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor die Watten und Flussläufe des Golfs gleichzeitig zu bewirtschaften und zu schützen. 

Förderung der Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft gegenüber dem Klimawandel

Der Golf von Mottama ist besonders anfällig für klimabedingte Gefahren wie Wirbelstürme, Flutwellen, Überschwemmungen, Salzwassereinbrüche und Dürreperioden. Der prognostizierte Temperaturanstieg und häufigere intensive Niederschlagsereignisse bedeuten, dass diese Risiken zunehmen werden; Massnahmen zur Reduzierung des Katastrophenrisikos werden daher in die Projektaktivitäten einbezogen.

Arbeiten in einem veränderten politischen Kontext

Die Machtübernahme durch das Militär am 1. Februar 2021 erforderte eine grundlegende Neuausrichtung des Projektansatzes und erhöhte gleichzeitig den Handlungsbedarf. Die natürlichen Ressourcen des Golfs von Mottama sind aufgrund der Armutsspirale, die durch die grosse Wirtschaftskrise, die Covid-19-Pandemie, den internen bewaffneten Konflikt und die interne Vertreibung der Menschen ausgelöst wurde, zunehmend bedroht. Das Projekt unterstützt daher humanitäre Bemühungen, darunter Covid-19-Präventionsmassnahmen und Bargeld für Arbeiten im Zusammenhang mit dem Naturschutz.
Das Projekt steht im Einklang mit der Politik der Schweizer Regierung, die Zusammenarbeit mit den De-facto-Behörden in Myanmar auszusetzen. Da die Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen weiterhin von entscheidender Bedeutung ist, stärkt das Projekt die lokale Ebene und arbeitet mit Verbänden von Fischern, Landwirten und Akteuren des Privatsektors zusammen, um die Ressourcen gemeinsam zu verwalten und mit den Behörden auf Gemeindeebene zu verhandeln. 

Das Küstenmanagement am Golf von Mottama ist ein Projekt der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), das von Helvetas und ihren Partnern International Union for Conservation of Nature (IUCN) und Network Activities Group (NAG) durchgeführt wird.

© © 2017 Flurina Rothenberger, All Rights Reserved
«Wenn wir von einem wissen, dass er verbotene Netze benutzt, sprechen wir ihn direkt darauf an. Bisher haben wir damit immer Erfolg gehabt. Heute gibt es im ganzen Dorf keinen mehr, der verbotene Netze benutzt.»

Thein Myant, Zwischenhändler und Vertrauensperson der Fischer des Dorfs Saik Ka Ye, Myanmar

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