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Online-Glückskurs, Lektion 3

Für gute Taten belohnt Sie Ihr eigenes Gehirn.

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«Geben ist seliger als Nehmen», diesen Spruch haben Sie wohl auch schon gehört. Er klingt so idealistisch, dass viele diese Aussage kaum für bare Münze nehmen können. Ein Fehler, sagen Glückforscher wie zum Beispiel Professor Philipp Tobler von der Universität Zürich. Er untersucht das körpereigene Belohnungssystem mit modernen Diagnoseinstrumenten wie dem Hirnscanner. Seine Studien zeigen, dass das Geben mindestens ebenso stark die Ausschüttung von wohltuenden Botenstoffen im Gehirn anregt wie das Nehmen. Einige dieser Glückshormone, wie das Dopamin, entstehen sogar unabhängig davon, ob wir eine direkte Rückmeldung – zum Beispiel ein Dankeschön – erhalten oder nicht.

«Grosszügigkeit macht glücklich.»

Philippe Tobler, Neurowissenschaftler, Universität Zürich

Grosszügigkeit, Hilfsbereitschaft, Herzlichkeit erzeugen in uns einen sogenannten «warm glow». Je mehr wir diese Art von Güte leben können, desto stärker ist das körpereigene Belohnungssystem aktiv und löst das warme Gefühl aus.

Wenn Sie jetzt gleich einen «warm glow» fühlen wollen, schauen Sie sich das Video «Die Macht der Komplimente» der Gymnasiastin Shea Glover an – bei den meisten funktioniert es. Im wissenschaftlichen Teil erfahren Sie mehr darüber, warum Grosszügigkeit uns glücklich macht und wie unser hirneigenes Belohnungssystem während der Evolution entstanden ist.

Wenn Sie lieber direkt zur Praxis übergehen möchten, finden Sie weiter unten zum Beispiel 30 Ideen für gute Taten – und auch gleich die Möglichkeit, einem Menschen etwas Gutes zu tun, indem Sie ihm eine Ausbildung ermöglichen. Inspiration und Umsetzungswille bringen Sie Ihrem Ziel von mehr Zufriedenheit im Alltag näher. Viel Erfolg!

Das sagt die Weisheit.
Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu and’rer Glück. Denn die Liebe, die wir geben, kehrt ins eig’ne Herz zurück.
Johann Wolfgang Goethe, Dichter
(1749 bis 1832)
Was im Leben zählt, ist nicht, dass wir gelebt haben. Sondern, wie wir das Leben von anderen verändert haben.
Nelson Mandela, Freiheitskämpfer und erster schwarzer Präsident Südafrikas 
(1918 – 2013)
Wir bestreiten unser Leben mit dem, was wir bekommen, aber wir gestalten unser Leben durch das, was wir geben.
Winston Churchill, britischer Staatsmann
(1874 – 1965)
Das sagt die Wissenschaft.
Glückliche Menschen sind nicht grosszügiger. Grosszügige Menschen sind glücklicher.
Prof. Leonardo Becchetti und Giacomo Degli Antoni, Italien
Rechne mit der Unterstützung von Menschen in deiner Umgebung, bemühe dich aktiv darum und unterstütze andere ebenfalls.
Prof. D.J.W. Stümpfer, Südafrika
Erkenne, was du gut kannst, und versuche es einzusetzen, um die Lebensqualität anderer Menschen zu verbessern.
José L. Zaccagnini, Spanien

Sehen Sie, wie eine gute Tat glücklich macht:

Sind Sie bereit, aktiv zu werden?

Ein Lächeln, ein Dankeschön, ein Wort der Ermutigung – viele guten Taten sind spontan und kosten uns weder Geld noch Zeit. Sich an eine Arbeitskollegin zu wenden, die einsam aussieht oder mit einem Problem zu kämpfen hat, zählt genauso dazu wie Freiwilligenarbeit in einer organisierten Gruppe, nebenberufliches Engagement in der Gemeindepolitik oder Geld spenden fürs Wohl anderer. Entscheidend ist, dass es ein Akt echter Fürsorge ist.

Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die sich so engagieren, auf vielfältige Weise profitieren. Die Mehrheit der Studien ist sich einig, dass es einen deutlichen Zusammenhang gibt zwischen dem Engagement für das Wohlbefinden anderer und einem erhöhten eigenen Wohlbefinden.

Ihre guten Taten sind ansteckend

Menschen lassen sich von der Gemeinschaft oder einzelnen Vorbildern zu guten Taten inspirieren. In Familien, in Freundeskreisen, in Unternehmen, selbst in Staaten, wo Hilfsbereitschaft und Fürsorge einen hohen Stellenwert haben, werden gute Taten zur kulturellen Praxis. Es lohnt sich also, sich für eine wohlwollende Atmosphäre – zum Beispiel am Arbeitsplatz – zu engagieren, selbst wenn Sie die\/der Erste wären. Oder wie es der Dalai Lama ausdrückt:«Seid freundlich, wann immer es möglich ist. Es ist immer möglich.»

(Quelle: Pursuit-of-happiness.org)

Wie immer bei der Suche nach Glück geht es nicht darum, eine Liste abzuarbeiten. Schauen Sie stattdessen einfach, bei welchen untenstehenden Vorschlägen Sie einen Bezug zu Ihrem aktuellen Leben finden und was Sie spontan anspricht.

  • Machen Sie (aufrichtige) Komplimente
  • Halten Sie jemandem die Tür auf
  • Bringen Sie jemanden zum Lächeln oder zum Lachen – vielleicht sogar einen Fremden
  • Zeigen Sie freundschaftliche Zuneigung durch eine Umarmung
  • Nehmen Sie sich Zeit, um jemandem wirklich zuzuhören
  • Lassen Sie jemand Neues sich willkommen fühlen
  • Stehen Sie jemandem bei, der eine Niederlage erlitten hat
  • Entsorgen Sie Abfall, den Sie in der Natur antreffen
  • Lesen Sie einem Kind eine Geschichte vor
  • Sagen Sie jemandem, dass er\/sie Ihnen viel bedeutet
  • Überlassen Sie einem Eiligen Ihren Platz in der Schlange
  • Verwöhnen Sie einen lieben Menschen mit einer Überraschung
  • Bringen Sie Ihren ArbeitskollegInnen einen Znüni oder Zvieri mit
  • Laden Sie Ihren Nachbarn auf einen Drink oder einen Kaffee und ein Gespräch zu sich ein
  • Bieten Sie einem kranken oder alten Menschen an, den Einkauf zu erledigen
  • Geben Sie Ihren ArbeitskollegInnen konstruktive Rückmeldungen
  • Empfehlen Sie ein Buch weiter, das Sie inspiriert hat
  • Entschuldigen Sie sich für ein Fehlverhalten
  • Verzeihen Sie jemandem sein\/ihr Fehlverhalten
  • Besuchen Sie einen kranken Freund, Verwandten oder Nachbarn
  • Helfen Sie jemand anderem, eine Herausforderung zu meistern
  • Engagieren Sie sich ehrenamtlich
  • Spenden Sie für gemeinnützige Zwecke
  • Schenken Sie einem\/r Obdachlosen ein offenes Ohr und ein wenig Geld
  • Besuchen Sie jemanden, der\/die sich einsam fühlt
  • Spenden Sie Blut, registrieren Sie sich als Organspender/in
  • Zeigen Sie Zivilcourage, wenn jemand ungerechtfertigt in Bedrängnis geraten ist (aber bringen Sie sich damit nicht in Gefahr)
  • Wehren Sie sich, wenn Menschen oder Minderheiten verunglimpft werden
  • Engagieren Sie sich im Alltag für Werte wie Gerechtigkeit
  • Helfen Sie einem guten Freund, einer guten Freundin aus der Patsche

(Quelle: Actionforhappiness.org)

Stecken Sie am Morgen, bevor Sie aus dem Haus gehen, 5 Kaffeebohnen in Ihre linke Hosentasche. Im Verlaufe des Tages nehmen Sie nach jeder guten Tat eine davon und stecken sie in die rechte Tasche.

So nehmen Sie all Ihre guten Taten bewusster wahr. Sie werden sehen: Je mehr Ihnen diese Momente und der daraus resultierende «warm glow» bewusst werden, desto mehr Freude haben Sie daran, desto häufiger tun Sie es, und desto glücklicher werden Sie.

Nicht alle Menschen haben das Glück, in einem Land wie der Schweiz zu leben, in dem lebensnotwendige Dinge als selbstverständlich gelten. In vielen Ländern mangelt es an sauberem Trinkwasser oder der Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Können Sie gemeinsam mit uns einen Beitrag zum Glück dieser Menschen leisten?

Schenken Sie Glück

Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie einem Menschen das Glück echter Hilfe zur Selbsthilfe:
Jetzt Andere glücklich machen

Helvetas engagiert sich als Schweizer Entwicklungsorganisation seit über 60 Jahren für das Wohlbefinden der Menschen in Entwicklungsländern. Wer in Armut lebt, benötigt meist Materielles, um die Lebensqualität zu verbessern: ein sicheres Dach über dem Kopf, sauberes Wasser, ein existenzsicherndes Einkommen. Oft fehlt auch der Zugang zu Bildung, zur Gesundheitversorgung und zu politischer Mitbestimmung.

Doch wenn wichtige Bedürfnisse gedeckt sind, wie bei den meisten Menschen in der Schweiz, führen mehr Einkommen, mehr Konsum oder Besitz kaum zu mehr Glück. Im Gegenteil: Die Steigerung des Einkommens führt oft dazu, dass Zeit für die Familie, für Freunde oder Freizeitaktivitäten dafür geopfert werden muss.

Die moderne Glücksforschung legt uns nahe, unser Glück nicht weiter in materiellem Wachstum zu suchen, sondern in immateriellen Dingen zu finden. Mehr Glück ist möglich, gerade mit einer nachhaltigeren, weniger konsumorientierten Lebensweise. Wenn wir aus Eigeninteresse unseren ressourcenintensiven Lebensstil verändern, um mehr Zufriedenheit zu erlangen, ist das ausserdem ein wichtiger Beitrag zum Schutz des Klimas, des Planeten und zu besseren Lebensbedingungen für die Menschen in den Ländern des Weltsüdens.