© Fatoumata Tioye Coulibaly / fairpicture.org

Die Wetterdaten-Sammlerin

Bintou Dembélé und ihre Kollegen sammeln in entlegenen Dörfern Malis Wetterdaten und übermitteln sie an den nationalen Wetterdienst. Dieser liefert im Gegenzug präzise Wetterprognosen und Tipps für die Aussaat.
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«Ich bin sehr stolz darauf, dass ich etwas Konkretes zur Entwicklung meiner Gemeinschaft beitragen kann», sagt Bintou Dembélé, 27. Sie ist Mitglied einer Gruppe von 100 jungen Menschen, die von Helvetas in Mali dafür ausgebildet wurden, in der Region um San herum meteorologische Daten zu sammeln. Der Klimawandel hat die Häufigkeit und die Dauer der Regenfälle unvorhersehbar gemacht, was die landwirtschaftliche Produktion gefährdet. Doch die Einwohnerinnen und Einwohner von Bintous Heimatdorf Diakoro sind von ihren Feldfrüchten abhängig. Säen die Bauern und Bäuerinnen heutzutage nicht zum richtigen Zeitpunkt an, riskieren sie, die Ernte zu verlieren. Das heisst mit anderen Worten: Sie dürfen erst ansäen, wenn der Boden so viel Wasser gespeichert hat, dass die Pflanzen keimen können. Doch wann ist dieser Moment? Die Antwort kann Bintou ihnen liefern.

«Sobald die Regenzeit beginnt, kontrollieren wir täglich die Niederschlagsmesser in den Dörfern», erklärt sie. «Wir notieren, wie viel Regen gefallen ist, geben die Daten ins Mobiltelefon ein und senden sie alle zehn Tage an den Wetterdienst von Mali.» Die nationale Agentur für Meteorologie in der Hauptstadt Bamako analysiert die Informationen und leitet daraus agrarmeteorologische Empfehlungen für die Bauernfamilien in den Dörfern ab, die sie telefonisch an die jungen Datensammlerinnen und -sammler übermittelt: «Das sind präzise lokale Daten. Wenn wir zum Beispiel mindestens 30 Millimeter Regen in zehn Tagen gemessen haben, werden wir informiert, dass der Boden nun für die Aussaat bereit ist», erklärt Bintou. «Wir erhalten auch die Wetterprognosen sowie Informationen zum Saatgut und darüber, wann der geeignete Zeitpunkt ist, um den Boden mit einer bestimmten Technik zu bearbeiten, so dass er das Wasser besser speichern kann.»

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Die modernen Kommunikationsmittel ermöglichen den raschen Informationsaustausch. © Fatoumata Tioye Coulibaly / fairpicture.org

Zu den Bauernfamilien gelangen diese Informationen über Lokalradios oder an von den Datensammlerinnen und -sammlern geleiteten Dorfversammlungen. Sie selber bebauen auch eigene Felder und kennen diese Arbeit bestens. «Viele beginnen nun zu begreifen, dass die agrarmeteorologischen Empfehlungen entscheidend sind für eine gute Ernte», sagt Bintou. Die modernen Kommunikationsmittel ermöglichen es, Informationen zu erhalten, die traditionelle Wettervorhersagen nicht mehr liefern können. In den Dörfern berichten die älteren Menschen, dass die Anzeichen, aus denen die Bauern früher auf bevorstehende Naturphänomene schliessen konnten, verschwunden sind: die Ankunft der Schwalben, die Farbe des Himmels, der Schrei des Regenvogels oder die Windrichtung. «Deshalb wird unsere Arbeit heute geschätzt», berichtet Bintou.

Dank ihrer Entschlossenheit wurde sie von ihrem Mann und dem Vorsteher ihres Dorfes ermutigt, an der Ausbildung zur Datensammlerin teilzunehmen, einer Arbeit auf Freiwilligenbasis. «Ich werde für diese Arbeit sehr respektiert», sagt sie stolz. «Die einzige Schwierigkeit ist, den Haushalt und das Sammeln der Wetterdaten unter einen Hut zu bringen.» Aber Herausforderungen haben Frauen noch nie Angst gemacht – nirgends auf der Welt.