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Online-Glückskurs, Lektion 4

Wie Ihr Denken Sie glücklicher machen kann.

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«Wären Sie lieber reich oder glücklich?» Überraschend viele Menschen antworten auf diese Frage mit «reich», weil sie denken, wenn man reich ist, ist es einfacher, glücklich zu werden. Doch unter den reichen Menschen gibt es kaum mehr Glückliche als in anderen Bevölkerungsgruppen. Untersuchungen zeigen hingegen, dass glückliche Menschen eher Erfolg haben bei dem, was sie tun.

Es gibt gute Gründe, Glücklichsein zuoberst auf unsere Wunschliste fürs Leben zu setzen. Letztlich streben wir alle danach. Viele trauen sich jedoch nicht so recht, weil zum Beispiel Glaubenssätze wie «Das Leben ist kein Zuckerschlecken!» dem im Weg stehen. Unsere Gedanken haben einen starken Einfluss darauf, wie wir uns fühlen – nicht nur das, was wir über die grossen Ereignisse im Leben denken, wirkt sich auf unser Wohlbefinden aus, sondern auch unsere unbewussten Denkmuster.

«Wir können einer Anti-Glücks-Falle nur entkommen, wenn wir wissen, dass wir darin gefangen sind.»

Thomas d’Ansembourg, Psychotherapeut und Autor

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler raten uns, eine positive Haltung gegenüber dem Leben und uns selbst einzunehmen und unseren Hang zum Negativen zu überwinden. Menschen mit einer optimistischen Grundhaltung leben nachweislich länger und glücklicher, haben bessere soziale Netzwerke und weniger körperliche Beschwerden.

Erstaunen wird Sie vielleicht, dass auch gelebte Spiritualität – sei sie religiös oder nicht religiös – unser Glück und unsere Gesundheit fördert. Die Wissenschaft weiss noch nicht genau, wie dies geschieht, aber dass es so ist. Einiges dazu hören Sie im untenstehenden TED-Talk-Video des französischen Molekularbiologen Matthieu Ricard, der auch buddhistischer Mönch ist. Weil er hier stärker als Mönch spricht, finden Sie den Beitrag unter «Das sagt die Weisheit».

Auch Weise der Antike sahen bereits im Denken den Ursprung unseres Glücks. Doch an Aussagen wie «Achte auf deine Gedanken, denn sie werden letztlich dein Schicksal» konnte man noch glauben oder auch nicht. Heute ist diese Weisheit wissenschaftlich erhärtet.

Um Achtsamkeit und positives Denken geht es auch im Bereich «Aktiv werden». Hier finden Sie Übungen, mit denen die neuen Erkenntnisse erlebbar werden. Es gibt einiges zu entdecken, viel Vergnügen!

Das sagt die Weisheit.
Die einzigen wirklichen Feinde eines Menschen sind seine eigenen negativen Gedanken.
Albert Einstein, Physiker
(1879 – 1955)
Die Europäer haben die Uhr, wir haben die Zeit.
Afrikanisches Sprichwort
Das sagt die Wissenschaft.
Positives Denken heisst, dankbar zu sein, uns auf das Gute zu konzentrieren, aus Problemen zu lernen und das Beste in uns selbst zu suchen.
Sheima Slam Sumer, USA
Es ist nicht das unbeschwerte Leben, das uns glücklich macht. Es kommt darauf an, wie wir Schwierigkeiten begegnen und mit ihnen umgehen.
Dora Gudrun Gudmundsdottir, Island

Sind Sie bereit, aktiv zu werden?

Als Menschen noch in Höhlen und Wäldern lebten, waren negative Emotionen wie Angst äusserst nützlich. Wenn sich ein Busch bewegte, war eine sofortige Reaktion überlebenswichtig. Lieber einmal zu oft flüchten – auch wenn es kein Raubtier war, sondern nur der Wind – als einmal zu wenig.

Bei negativen Emotionen verengt sich unser Fokus instinktiv auf die Bedrohung. Dieses Reaktionsmuster steckt nach wie vor in uns, auch wenn die meisten Menschen heute nicht mehr solch dauernden Gefahren ausgesetzt sind.

Positive Emotionen wie Freude, Neugierde oder Begeisterung erweitern dagegen unsere Wahrnehmung. Dies ermöglicht uns, mehr zu sehen, flexibler zu reagieren und kreativer zu sein. Es macht uns offener für Inspirationen und neue Erfahrungen.

Positive Emotionen sind also die deutlich besseren Begleiter in unserer heutigen Welt als Angst und Sorge. Die gute Nachricht: Wir können unser Gehirn entsprechend trainieren.

Das bedeutet jedoch nicht, dass wir danach alles nur noch durch eine rosarote Brille sehen. Wir sollten das Leben realistisch wahrnehmen, uns aber auf die guten Aspekte jeder Situation konzentrieren – das Glas ist halb voll, nicht halb leer.

Üben Sie Dankbarkeit.

Haben Sie heute etwas erlebt, wofür Sie dankbar sind? Denken Sie noch einmal intensiv daran, und schon fühlen Sie positive Emotionen. Dankbarkeit eignet sich sehr gut, um positive Gefühle hervorzurufen und unser Gehirn neu zu konditionieren.

Führen Sie ein Dankbarkeits-Tagebuch.

Nehmen Sie sich jeden Abend 5 Minuten Zeit und denken Sie an drei Ereignisse oder Situationen des Tages, für die Sie dankbar sind. Fühlen Sie die Dankbarkeit, während Sie schreiben. Wenn Sie dies über zwei Monate regelmässig tun, kann sich Ihre positive Geisteshaltung verfestigen.

Stellen Sie sich folgende Szenen vor:

  1. Jemand sitzt am Schreibtisch und träumt vom Wandern.
  2. Derselbe Mensch wandert durch einen Wald und träumt von Sex.
  3. Nun liegt liegt die Person neben dem Lebenspartner im Bett und denkt – an die Arbeit.

Dieser Mensch erlebt alles, wovon er träumt – aber er versäumt es, die Erlebnisse auszukosten und zu geniessen, weil er nicht im Hier und Jetzt ist. Unsere Gedanken wandern gerne in die Vergangenheit und in die Zukunft, und dabei verpassen wir die Freuden der Gegenwart.

Das Gegenmittel heisst Achtsamkeit für den Augenblick. Zahlreiche Studien bestätigen die Vorteile von Achtsamkeit in vielen Aspekten unseres Lebens, einschliesslich unseres körperlichen und geistigen Wohlbefindens, unserer Beziehungen und unserer Leistungen in Schule und Beruf. Aus der amerikanischen Forscherszene ist sogar eine weltweite Achtsamkeitsbewegung entstanden, deren Begründer der Molekularbiologie Jon Kabat-Zinn ist.

Achtsamkeit bedeutet, offen wahrzunehmen, was da ist, was wir sehen, hören, riechen, schmecken, und was wir dabei fühlen und denken – ohne zu urteilen. Diese Fähigkeit kann mit regelmässiger Meditation gestärkt werden, was ein sehr guter Weg ist, aber nicht der einzige.

Beginnen Sie, regelmässig zu meditieren.

Bei vielen Meditationsformen geht es darum, sich vom stetig drehenden Gedankenkarussell in unserem Kopf zu lösen und innerlich ruhiger zu werden. Tägliches Üben – auch wenn es nur 10 Minuten sind – stärkt so unser Bewusstsein für den Augenblick.

Wenn Meditation neu ist für Sie, ist es empfehlenswerter, an einem Meditationskurs teilzunehmen, als sich eine Technik anzulesen. In einer Gruppe meditieren zu lernen hat viele Vorteile, nicht zuletzt stärkt es Ihre Motivation.

Fangen Sie an, achtsam zu essen.

Eine sehr gute Gelegenheit, Ihre Achtsamkeit zu stärken, ist das Essen – wir tun es täglich, es entsteht kein zusätzlicher Zeitaufwand und es eignet sich hervorragend, um gleichzeitig unsere Körperempfindungen (Hunger, Sättigung) und unsere Emotionen (Genuss, Entspannung) bewusster wahrzunehmen.

Machen Sie jetzt gleich einen kleinen Selbstversuch mit Schokolade, um den Effekt zu erleben. Nehmen Sie ein kleines Stück, sehen Sie es an, riechen Sie daran, legen Sie es auf die Zunge, lassen Sie es zergehen und fühlen Sie die Konsistenz und den intensiven Geschmack des Kakaos. Wenn Sie die einzelnen Sinneseindrücke bewusst wahrnehmen und auf sich wirken lassen, hat dieses kleine Stück Ihnen ein intensiveres Erlebnis geboten als eine ganze Tafel Schokolade, wenn sie diese vor dem Fernseher essen.

Integrieren Sie diese Erkenntnis in Ihren Alltag: Essen Sie eine Mahlzeit am Tag achtsam, ohne Zeitung, ohne iPad oder TV, ohne jegliche Ablenkung – Ihr ganzer Fokus ist bei dem, was Sie zu sich nehmen.

«Eis nach em angere» sagen die Berner und Bernerinnen und gelten darum als eher langsam. Vielleicht sind sie damit aber auch ein bisschen achtsamer?

Unser Sinn für Spiritualität ist zutiefst persönlich und individuell. Für einige Menschen ist es ein bestimmter Glaube, für andere ihre Beziehung zur Natur. Wiederum andere erfahren eine Verbindung zu «etwas Grösserem» als sie selbst sind in der eigenen Kreativität oder in künstlerischen Werken wie etwa der Musik.

Über Spiritualität zu sprechen oder nachzudenken, ist vielleicht nicht das, was viele von uns heutzutage regelmässig tun. In einer weitgehend säkularen Gesellschaft kann sich das seltsam oder unnötig anfühlen. Doch viele Untersuchungen deuten darauf hin, dass Menschen mit einem Sinn für Spiritualität – welcher Art auch immer – sich eines stabileren Wohlbefindens erfreuen.

Ken Pargament, ein führender Forscher in der Psychologie der Religion und der Spiritualität, hat Fragen entwickelt, die Ihnen helfen können, Ihre spirituelle Seite zu entdecken und zu pflegen.

Nehmen Sie sich Zeit. Möglicherweise kommen Ihnen gewisse Antworten nicht sofort, sondern  müssen sich erst über einige Tage, Wochen oder Monate entwickeln. Es ist ein Prozess der Entdeckung – ein Prozess, an dem Kopf und Bauchgefühl beteiligt sind.

  • Was bedeutet Spiritualität für Sie und welche Rolle spielt sie in Ihrem Leben oder könnte sie spielen?
  • Wo erleben Sie «etwas Grösseres» als Sie selbst sind in Ihrem Leben?
  • Wann spüren Sie die Gegenwart von «etwas Grösserem» in Ihrem Leben am stärksten? Und wann gar nicht?
  • An wen oder was wenden Sie sich, wenn Sie schwierige Zeiten erleben?
  • Welche Menschen in Ihrem Leben helfen Ihnen, Ihre besten spirituellen Qualitäten hervorzubringen oder darüber nachzudenken, was Spiritualität bedeutet?
  • Was ist Ihnen «heilig» im Leben, welche Werte, welche Orte, welche Handlungen?
  • Was hat Ihren Sinn für Spiritualität im Lauf des Lebens beeinflusst?
  • Wie hat Ihre Familie und Ihr kultureller bzw. religiöser Kontext Ihre Einstellung zu Spiritualität und Religion geprägt?
  • Wie haben andere Schlüsselpersonen oder Ereignisse Ihren Sinn für das Geistige beeinflusst?<\/li>\n <li>Wenn Sie an den Sinn des Lebens denken, welche Antworten fallen Ihnen ein und warum denken Sie, sind wir hier?
  • Beobachten Sie in Ihrem Leben eine spirituelle Reise, eine Persönlichkeitsentwicklung, die mit «etwas Grösserem» in Zusammenhang steht?
  • Wie haben Sie versucht, sich im Laufe der Jahre spirituell zu entwickeln?
  • Welchen Kämpfen sind Sie dabei begegnet?
  • Welche Art von Transformationen haben Sie erlebt, wenn überhaupt?
  • Was könnten Ihre nächsten Schritte sein, um mehr Spiritualität in Ihr Leben zu bringen?

(Basierend auf den Fragen von Dr. Ken Pargament, Psychologe)

Der eine wartet auf ein Zeichen, die andere hat die Neugier gepackt und ein dritter fühlt sich anderswo zuhause – Spiritualität ist individuell!

Nicht alle Menschen haben das Glück, in einem Land wie der Schweiz zu leben, in dem lebensnotwendige Dinge als selbstverständlich gelten. In vielen Ländern mangelt es an sauberem Trinkwasser oder der Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Können Sie gemeinsam mit uns einen Beitrag zum Glück dieser Menschen leisten?

Schenken Sie Glück

Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie einem Menschen das Glück echter Hilfe zur Selbsthilfe:
Jetzt Andere glücklich machen

Helvetas engagiert sich als Schweizer Entwicklungsorganisation seit über 60 Jahren für das Wohlbefinden der Menschen in Entwicklungsländern. Wer in Armut lebt, benötigt meist Materielles, um die Lebensqualität zu verbessern: ein sicheres Dach über dem Kopf, sauberes Wasser, ein existenzsicherndes Einkommen. Oft fehlt auch der Zugang zu Bildung, zur Gesundheitversorgung und zu politischer Mitbestimmung.

Doch wenn wichtige Bedürfnisse gedeckt sind, wie bei den meisten Menschen in der Schweiz, führen mehr Einkommen, mehr Konsum oder Besitz kaum zu mehr Glück. Im Gegenteil: Die Steigerung des Einkommens führt oft dazu, dass Zeit für die Familie, für Freunde oder Freizeitaktivitäten dafür geopfert werden muss.

Die moderne Glücksforschung legt uns nahe, unser Glück nicht weiter in materiellem Wachstum zu suchen, sondern in immateriellen Dingen zu finden. Mehr Glück ist möglich, gerade mit einer nachhaltigeren, weniger konsumorientierten Lebensweise. Wenn wir aus Eigeninteresse unseren ressourcenintensiven Lebensstil verändern, um mehr Zufriedenheit zu erlangen, ist das ausserdem ein wichtiger Beitrag zum Schutz des Klimas, des Planeten und zu besseren Lebensbedingungen für die Menschen in den Ländern des Weltsüdens.