© Klima-Allianz
Genf - 31. März 2021

Zentralbanken Chinas, Brasiliens und Europas integrieren Klimarisiken - SNB bleibt nachlässig

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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) liegt weit hinter anderen Zentralbanken zurück beim Schutz vor klimabedingten Systemrisiken und bei der Umlenkung der Finanzflüsse gemäss Pariser Klimaabkommen. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die zuständigen Behörden von Brasilien, Frankreich, Grossbritannien, Deutschland und Italien fokussieren bereits auf Klima-Stresstests, Offenlegung von Finanzdaten, oder Förderung der Kreditvergabe für grüne Anlagen. Dies geht aus einem neuen Länder-Rating hervor.

Medienmitteilung der Klima-Allianz Schweiz, zu der Helvetas und andere Organisationen gehören.

Die neue Rating-Studie “the Green Central Banking Scorecard” der Nichtregierungsorganisation Positive Money zeigt auf, wie die G20-Zentralbanken sowie die SNB in Sachen Klimaschutz abschneiden. Sie folgt der Publikation “Adapting central bank operations to a hotter world” des Zentralbanken-Netzwerks “Network for Greening the Financial System” von letzter Woche, welche ebenfalls zum Schluss kommt, dass Zentralbanken mehr tun müssen gegen die Klimaveränderung. 

Die Schweiz erreicht mit den Tätigkeiten der SNB und FINMA im Scoring einen Gesamtwert von 24 von 130 Punkten und rangiert damit hinter ihren europäischen Nachbarländern. Herauszustreichen ist, dass der Grossteil der von der SNB erzielten Punkte ihre Entscheidung vom letzten Dezember widerspiegelt, alle Unternehmen, die hauptsächlich im Kohleabbau tätig sind, aus ihren Portfolios auszuschliessen. Dieser Kohle-Ausstieg der SNB ist im Wesentlichen symbolisch, gilt nur für ein sehr begrenztes Volumen an Vermögenswerten und liegt weit unter üblichen Standards in der nachhaltigen Finanzierung von institutionellen Investoren. "Angesichts ihres Gewichts als achtgrösster globaler institutioneller Investor hat die SNB eine grosse Verantwortung, diesem ersten Minimalschritt weitere Schritte folgen zu lassen" kommentiert Christian Lüthi, Geschäftsleiter der Klima-Allianz. "Denn mit ihren Reserven in Fremdwährungen im Wert von CHF 1000 Milliarden investiert sie weiterhin in Kohlekraftwerke, Erdöl- und Erdgaskonzerne und finanziert so die Erhitzung des Planeten aktiv mit."

David Barmes, Ökonom bei Positive Money und Hauptautor der Studie meint: "Der Crash von 2008 hat gezeigt, dass sich die Finanzmärkte angesichts systemischer Risiken nicht selbst regulieren können. Aber durch das Versagen bei der Bewältigung der Klimakrise wiederholen wir die gleichen Fehler in einem noch grösseren Massstab.”

Da sich die Schweiz mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens dazu verpflichtet hat, ihre Geldflüsse an den Klimazielen auszurichten, muss nun auch die SNB ihrer systemischen Rolle gerecht werden, mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Geldflüsse dekarbonisieren.

Kontakt für mehr Informationen:

Christian Lüthi, Geschäftsleiter der Klima-Allianz,
076 580 44 99, christian.luethi@klima-allianz.ch

Hintergrundinformationen:

Studie Green Central Banking Scorecard (31. März 2021): 

Der Bericht wurde durch die Nichtregierungsorganisation Positive Money erstellt und wird durch 24 Thinktanks und Nichtregierungsorganisationen unterstützt, darunter Brot für Alle, Campax, Collectif Breakfree, Coordination Climat Justice Sociale, Greenpeace Schweiz und Klima Allianz Schweiz.

Der Bericht wird am 31. März um 14:30 Uhr CET im Rahmen einer Online-Veranstaltung mit Beiträgen von Danae Kyriakopoulou, Chefvolkswirtin und Forschungsdirektorin des Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF), Yao Wang, Generaldirektor des International Institute of Green Finance, und Lucie Pinson, Geschäftsführerin von Reclaim Finance, vorgestellt. Zur Anmeldung.

Bewertung der SNB und der Finma (Box 3, Seite 32): 

"Obwohl die Schweiz kein G20-Land ist und die SNB deshalb nicht direkt in die Scorecard aufgenommen wurde, ist sie aufgrund der Grösse ihrer Portfolios systemisch wichtig für das globale Finanzsystem. Grüne Politik, die von der SNB umgesetzt wird, könnte daher relativ hohe globale Auswirkungen haben. Aus diesem Grund bewertet der Bericht im Anhang neben den Währungs- und Aufsichtsbehörden der G20 auch die Politik der SNB und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA)." (…) "Die Schweiz würde in der Rangliste den achten Platz einnehmen (...)"

Greenpeace hat letztes Jahr mit einer parlamentarischen Aufsichtsbeschwerde dargelegt, wie die SNB und die FINMA ihrer gesetzliche Verpflichtung, die Bevölkerung vor den Folgen der Klimakrise zu schützen, nicht nachkommen. Die Beschwerde ist hängig bei der Geschäftsprüfungskommission der parlamentarischen Räte. 

FINMA befasst sich mit Klimarisiken in der Finanzbranche (FINMA, 26.06.2020)

Die Ankündigung der SNB, aus Kohleminen auszusteigen, in Mediengespräch zur Geldpolitischen Lagebeurteilung (17.12.2020) 

Einordnung des Schrittes der SNB, aus Kohleminen auszusteigen, durch die Klima-Allianz: SNB-Ausstieg aus Kohleminen: erstem Minimalschritt muss umfassende Klimaintegration folgen (17.12.2020)

Zur Klima-Allianz:

Die Klima-Allianz Schweiz wurde 2004 gegründet und ist ein Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen für den Klimaschutz. Mit ihren über 100 Mitglieder- und Partnerorganisationen aus den Bereichen Umwelt, Entwicklung, Kirche, Jugend, Gewerkschaften und Konsumentenschutz engagiert sie sich für eine gerechte, zukunftsfähige Klimapolitik.