Äthiopische Kleinbauern aus der Wag-Hemra-Zone | © Helvetas / Fatoumata Diabate
Zürich - 16. Oktober 2019

Welthunger-Index 2019

© Helvetas / Fatoumata Diabate

Hart erkämpfte Fortschritte im Kampf gegen den weltweiten Hunger drohen wieder verloren zu gehen. Die Ursache dafür: der Klimawandel. Das bestätigt der diesjährige Welthunger-Index. Die in der europäischen NGO-Koalition Alliance2015 vereinten Herausgeber rufen die Politik zum Handeln auf.

Seit den 1990er Jahren habe sich die Anzahl der Extremwetterereignisse verdoppelt, so der Welthunger-Index 2019, der jährlich die weltweite Hungersituation in mehreren Dimensionen misst. Viele Länder, die unter verbreitetem Hunger und Unterernährung leiden, seien gleichzeitig stark vom Klimawandel betroffen – aber nur begrenzt in der Lage, mit den Folgen des Klimawandels umzugehen. Die schlimmsten Folgen des Klimawandels treffen also gerade jene Menschen, die die geringste Schuld an ihm tragen.

Der Welthunger-Index wird von der deutschen Welthungerhilfe und der irischen NGO Concern Worldwide herausgegeben. Sie gehören wie Helvetas zur europäischen Alliance2015.

Helvetas hat an der diesjährigen Ausgabe des Berichts mitgewirkt. In ihrem Beitrag stellt die Klimaexpertin Rupa Mukerji, Helvetas-Geschäftsleitungsmitglied und Mitautorin des UNO-Weltklimaberichts sieben Forderungen an die internationale Politik und lokale Regierungen:

  • Regierungen müssen ihre finanzielle Unterstützung für die am stärksten gefährdeten Menschen und Regionen erhöhen. Mittel für Minderungs- und Anpassungsmassnahmen müssen vorrangig den am wenigsten entwickelten Ländern zugutekommen und zusätzlich zu den Verpflichtungen aus der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit bereitgestellt werden.
  • Regierungen und Geldgeber müssen gefährdete Bevölkerungsgruppen im Globalen Süden unterstützen, Anpassungsstrategien zu entwickeln, mit denen Ernährungssicherheit und -souveränität gestärkt werden. Dies umfasst etwa die Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion. Die Anpassungsstrategien sollten indigenes und traditionelles Wissen einbeziehen.
  • Massnahmen zur Verringerung von Armut und Ungleichheiten sind zentral zum Aufbau von Resilienz gegen die Folgen des Klimawandels bei den am stärksten gefährdeten Menschen. Daher müssen Investitionen in die ländliche Entwicklung, die soziale Sicherung, das Gesundheitswesen und die Bildung deutlich erhöht werden.
  • Regierungen müssen die Land- und Wasserrechte einschliesslich der Gewohnheitsrechte der indigenen Völker und der ländlichen Bevölkerung sichern – der Klimawandel wird den Wettbewerb um natürliche Ressourcen zusätzlich verschärfen.
  • Regierungen müssen sicherstellen, dass die Gewinnung Agrarrohstoffe in den Produktionsgebieten weder gegen das Recht auf Nahrung noch gegen Landrechte verstösst. Private Unternehmen müssen diese Vorschriften und internationale Richtlinien wie etwa die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte einhalten.
  • Klima-, Ernährungs- und Handelspolitik müssen aufeinander abgestimmt sein. So wird verhindert, dass Minderungsmassnahmen, wie etwa die Nutzung knapper landwirtschaftlicher Flächen für die Bioenergieproduktion, die Ernährungssicherheit gefährden.
  • Alle Länder, vor allem die einkommensstarken, müssen ihren Verpflichtungen aus der Agenda 2030 und dem Pariser Klimaschutzabkommen dringend nachkommen und Emissionsminderung vorantreiben.

Hier gehts zum Download des Welthunger-Index 2019.

Für Rückfragen:

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Matthias Herfeldt